Wie kommen die Mineralien aus Tanzania nach Deutschland?

Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt, wie funktioniert das? Lassen Sie mich etwas aus dem Nähkästchen plaudern.

Das Hauptzentrum für den Edelstein-und mineralienhandel ist Arusha am Fusse des mächtigen Vulkans Mt.Meru.Daneben werden Mineralien auch in der wirtschaftlich wichtigsten Stadt Tanzanias, Daressalam, gehandelt sowie in geringem Umfang auch in Moshi am Fuss des Kilimandjaro.

Wichtig zu wissen ist folgendes: Ohne gültige Exportdokumente darf kein Stein das Land verlassen. Diese Dokumente können nur über einen sogenannten "Masterdealer" erhalten werden, nur diese Händler haben eine Exportlizenz.Es ist mittlerweile auch untersagt, als Ausländer direkt in den Fundgebieten Mineralien zu erwerben, also bleibt nur der Weg über die Masterdealer. Diese verkaufen Mineralien (oder geschliffene Steine) aus ihrem Besitz bzw. Broker kommen in deren office und bringen aus den Fundgebieten die Mineralien. Auch die Broker benötigen eine staatliche Lizenz, sie sind die Mittler zwischen den Bergleuten bzw.den Fundgebieten und den Masterdealern. Dies ist mit ein Hauptgrund, dass man in den Fundgebieten als Fremdling fast nie gute Mineralien erwerben kann, diese werden von den Brokern sofort in die Handelszentren gebracht.

Wie gehen wir vor? Wir besuchen zwar auch die Fundgebiete, dies jedoch mehr aus wissenschaftlichem Interesse. In Arusha mieten wir das office eines Masterdealers. Dort werden uns dann, meist von den Brokern, die Mineralien angeboten. Da wir nunmehr seit über als 20 Jahren dort tätig sind, konnten wir ein gutes Netzwerk aufbauen und sind im Laufe der Jahre sehr bekannt geworden. Bevor wir nach Tanzania aufbrechen, geben wir unsere Ankunft lange vorher bekannt, so dass die Broker für uns Mineralien aufheben.

Die Broker werden einzeln ins office gelassen, sie packen ihre Steine aus und wir suchen uns die Mineralien aus, die uns gefallen. Gesprochen wird zumeist swahili, da nur die wenigsten der Broker englisch beherrschen. Die Preisverhandlungen sind oft sehr amüsant. Gefordert wird ein zumeist extrem hoher Preis und erst nach langem, zähen Verhandeln nähert man sich den gemeinsamen Vorstellungen an, oft gelingt dies jedoch nicht. Häufig verlassen die Broker auch kurz den Raum, um mit den Eigentümern der Steine zu telefonieren. Selten kommt dann auch mal der eigentliche Besitzer ins office, nur meist wünschen diese, anonym zu bleiben.

Überwiegend werden uns  Mineralien aus Tanzania angeboten, jedoch auch solche aus DR Kongo, Malawi, Mozambique Zambia und selbst aus Namibia.

Zeitlich gesehen bleiben wir meist ein bis zwei Wochen in Arusha, dann bleibt der interessante Nachschub aus und wir sehen dann oft zum 5.Mal Stücke, die wir schon 4 Mal ablehnten. Nun wird eine Aufstellung der erworbenen Mineralien erstellt, mit Gewicht  und Wert. Auf dieser Basis erstellt der Masterdealer eine Rechnung, die i.a. relativ niedrig gehalten wird, da die Regierung auf die zu exportierenden Mineralien eine "royality" erhebt. Diese betrug bis Mitte 2017 5% des Rechnungswertes. Die Mineralien werden in eine Blechkiste gepackt und mit dieser und der Rechnung geht es in das Bergbauministerium ( "madini").

Die Mitarbeiter überprüfen die Rechnung und bis zur Mitte des letzten Jahres wurde diese auch meist akzeptiert. Man bezahlte die 5 % an die Regierungskasse und eine kleine Spende an die Mitarbeiter des madini und dann wird die Blechkiste versiegelt, wie in alten Zeiten mit einem Wachssiegel. Ist dies geschehen, darf die Kiste innerhalb Tanzanias nicht mehr geöffnet werden (auch nicht von den Sicherheitsleuten am Flugplatz)

Es werden dann noch Dokumente der Finanzbehörde und des Zolls benötigt, diese werden i.a.problemlos ausgestellt. Nun steht dem Verlassen des Landes nichts mehr im Weg.

So war es bis Mitte 2017. Dann erfolgte eine drastische Verschärfung. Bei meinem letzten Besuch im November 2017 wurde jeder, aber auch jeder Stein ausgepackt und gewogen. Die auf der Rechnung ausgewiesenen Preise wurden drastisch erhöht, z.T.abstrus erhöht. So wurden 200 gr kleine unbedeutende Tanzanitkristalle statt auf $ 200 nun auf $ 6000 hochgestuft und auf diese Summen mussten nun nicht nur 6 % royality, sondern auch 1 % inspection fee und 6 % handling tax bezahlt werden.

Rückblickend kann man zur Zeit sagen, dass dies alles nicht so schlimm war. Im Sommer 2017 wurde ein Gesetz erlassen, dass den Export von Rohsteinen ( dazu gehören leider auch Sammlermineralien) verbietet. Dieses Gestz trat Anfang Dezember 2017 in Kraft. Seitdem versiegelt das madini nicht mehr, dies bedeutet, dass kein Rohstein Tanzania legal verlassen kann. Niemand kann dies erklären. Alle Broker und kleinen Händler sind von jeglichem Verdienst abgeschnitten (einige unterstützen wir von hier aus), der Bergbau ist zum Erliegen gekommen. Wir werden im Juli 2018 wieder in Arusha sein, wenn die Restriktionen nicht abgeschafft werden, wird es schlecht aussehen für neue interessante Mineralien aus dem so schönen Tanzania.

Mittllerweile sind wieder " normale " Verhältnisse in Tanzania eingezogen. Nach einer Phase im Frühjahr 2019, als die Versiegelung in Dodoma ( va.450 km S von Arusha) vorgenommen wurde und ca 1 Woche dauert, arbeitet nun das Bergamt in Arusha wieder und versiegelt die Mineralien wie früher auch.

Drastisch geändert hat sich die Situation in Mererani, den Tanzanitgruben. Mittlerweile ist das Grubengebiet von einem riesigen Metallzaun umgeben, bewacht vom Militär und zahlreichen Kameras. Ein Tor ist der einzige Zu- und Ausgang und an dem muss jeder, der das Gebiet verlassen möchte, seine Steine vorweisen .Bergamt und Finanzbehörden sind  an diesem Tor präsent, alle Steine werden wertmässig geschätzt und die royality von aktuell 7% muss sofort bezahlt werden. Leibesuntersuchungen werden vorgenommen, es wird auch berichtet, dass Frauen sich vollständig entkleiden müssen ( Männer allerdings auch). Dies erschwert die Arbeit der Broker erheblich. müssen sie nun in Vorkasse treten, ohne zu wissen, ob sie die Mineralien auch verkaufen können.

Seit Oktober 2019 hat die tanzanische Regierung rigorose Massnahmen ergriffen, um den Schmuggel und damit die Hinterziehung von Abgaben auf Mineralien zu reduzieren. In Arusha wurde im Zentrum ein Areal von ca. 10.000 qm eingezäunt und nur auf diesem Gelände dürfen Mineralien gehandelt werden, dies gilt sowohl für ausländische als auch für inländische Personen. Alle Masterdealer müssen dort ein Büro führen und nur in dem Büro eines Masterdealers dürfen Ausländer Mineralien erwerben. Als Ausländer müssen Sie einen Masterdealer finden, der im Madini eine Genehmigung beantragt, dass Sie Steine erwerben wollen. Ist diese erfolgt, dürfen Sie nur in seinem office Mineralien kaufen und zwar nur von ihm, d.h. der Kontakt zu den Brokern, der bislang unproblematisch war, ist nun untersagt

.Seit dem 1.2.2020 nun dürfen die Broker das besagte Areal nur noch mit einer gültigen Brokerlizenz betreten und diese haben die meisten nicht, da sie nicht das nötige Geld haben, die relativ hohen Kosten zu bezahlen. Das Verkaufsgelände ist mehr oder weniger leer und somit ist der Mineralienhandel zum erliegen gekommen.

 

 


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