Tief im Süden der grossen roten Insel liegt ca 40 km nördlich des Städtchens Ihosy das Dorf Zazafotsy ( übersetzt "weisses Kind") an der Route nationale Nr.7. Von hier aus ging es dann zu Fuss in die Berge.
Doch zuerst musste mit dem Eigentümer der Lagerstätte, Monsieur Etienne, verhandelt werden, einmal der Genehmigung wegen und dann auch, um einen Führer anzuheuern, denn allein war diese kleine Mine nicht zu finden. M.Etienne, der bei der Post in Ihosy arbeitete, nahm sich auch gerne frei und zeigte uns ersteinmal seine Schätze, die zum Verkauf standen. Wir wussten
ja, dass an der eigentlichen Fundstelle kaum etwas zu finden sein wird und daher verhandelten wir einige Stunden, um dann eine ordentliche Suite guter Saphirstufen zu erwerben. Auch zahlreiche gute Einzelkristalle waren im Angebot. Schon in M.Eitienne's Lager zeigte sich schnell, dass die Saphire in einem Biotitgneiss vorkamen, oft vergesellschaftet mit Almandin, der Granat allerdings nicht kristallisiert, sondern in dicken Butzen. Daneben war Albit zu erwähnen, der sehr häufig als Aureole um die Saphire vorkam. Und gar nicht so selten fanden wir auch Mischkristalle von Saphir - Rubin, die teilweise sehr attraktiv aussahen. Den Grund erfuhren wir dann später an der Mine selber. Ebenso konnten wir auf der kleinen Halde um den Schacht noch weitere Mineralien identifizieren.
Nachdem M.Etienne sein Geschäft mit uns gemacht hatte, war er bereit, uns seinen Sohn als Führer zur Mine mitzugeben.
Einige Kilometer ausserhalb von Zazafotsy verliessen wir die Asphaltstrasse und begannen den Aufstieg in die Berge. Der Weg führte erst über eine sehr breite, von Zebus ausgetretene "Strasse", bis diese dann endlich in einen schmalen Pfad überging, der uns gemächlich bergan führte. Einige Stunden mussten wir laufen, das Gelände war nunmehr hügelig, baumlos, jedoch von hohem Gras bewachsen. Ein kleiner Bach mit einem natürlichen "pool" brachte in der heissen Sonne eine angenehme Erfrischung und wurde gerne
angenommen.
Nach einigen Stunden erreichten wir dann die kleine Mine, nun hatten wir einen Höhenunterschied von 350 m bewältigt. Sie wird "mine Bevoaroy" genannt. Früher als kleiner Tagebau, wird heute nur noch untertage
abgebaut. Das Foto des alten Abbaues zeigt sehr schön die korundführende Bank mit einer Mächtigkeit von 80-100 cm, konkordant im Paragneis. Zahlreiche alte Schächte zeigen, dass diese Schächte bis auf die Korundschicht abgeteuft wurden und dann wurde mit " foxhole-mining " gearbeitet. Dies bestätigte eine Befahrung des einzigen in Betrieb befindlichen Schachtes.
Auf der kleinen Halde, die den Schacht umgibt, konnten wir neben sehr schlechten Korunden aber auch einige gute schwarze Spinellkristalle finden, diese haben für die Leute hier wohl kein Interesse. Relativ häufig treten im Biotitgneis kleine ( einige mm gross ) zitronengelbe Sillimanitkristalle auf.
Unter Tage konnten wir feststellen, dass im Liegenden der interessanten Schicht Rubine zu finden sind, im Hangenden dagegen Saphire. im Zentrum sind dann die Übergänge zu finden. Interessant ist auch, dass selbst die blauen Korunde sehr schön dunkelrot unter UV lang fluoreszieren, d.h. sie haben noch einen gewissen Gehalt an Chromtrioxyd (reiner Saphir fluoresziert nicht). Es arbeiteten 6 Männer an der Mine und zwar nach Bedarf. Die Bezahlung erfolgt in Mineralien, 50% erhält der Eigentümer,
die andere Hälfte teilen sich der Chef der Arbeiter und die Arbeiter selbst.
Zurück in M. Etienne's Haus konnten wir uns zum Abschluss unseres Besuches noch sehr schöne Einzelkristalle aussuchen, die sich beim Formatieren der Stufen nur zu leicht lösen.
Einige Jahre später, bei einem weiteren Besuch, war der von uns befahrene Schacht kollabiert und die Arbeiten schienen zu stagnieren.
Monsieur Etienne verstarb 2016, seine Erben hatten es bis 2017 noch nicht geschafft, die kleine Mine (die schon Anfang des 20.Jahrhunderts von LACROIX in: La minéralogie de Madagascar beschrieben wurde) wieder ordentlich zu betreiben. Wir hoffen, bei unserem nächsten Besuch im Juli 2018 gute Neuigkeiten zu erfahren.